Was ist Stevia?
Die Stevia Pflanze ist ein in Südamerika heimisches „Süßkraut“. Aus den Blättern der Stevia Pflanze werden durch chemische Verfahren unter anderem verschiedene Stevioglycoside gewonnen. Für die Süße sind vor allem Steviosid und Rebaudiosid A verantwortlich.
Stevia hat die bis zu 300-fache Süßkraft von Zucker. Außerdem verursacht Stevia kein Karies und hat fast keine Kalorien. Es soll in höherer Dosierung den Blutzuckerspiegel von Diabetikern senken und bei Hypertonikern den Bluthochdruck mildern.
Wie darf Stevia industriell verwendet werden?
Für Stevioglycoside gilt der ADI-Wert von 4 mg. Der ADI-Wert („Acceptable Daily Intake“ bzw. „duldbare tägliche Aufnahmemenge“) beschreibt die maximale tägliche Aufnahmemenge in mg pro kg Körpergewicht. Für eine 60 kg schwere Person bedeutet das einen ADI-Wert von 240 mg Stevioglycoside.
Stevia ist ein seit Anfang Dezember 2011 in der EU zugelassener Süßstoff. Es reiht sich in die Reihe der anderen Lebensmittelzusatzstoffe und trägt die Nummer E 960. Stevia darf zum Süßen von Lebensmitteln und Getränken eingesetzt werden, wie z. B. Marmelade, Milchprodukte oder Erfrischungsgetränke.
Gesundheitlichen Bedenken bei Stevia
Manche Studien weisen auf eine mögliche gesundheitsschädigende Wirkung des Abbauprodukts von Steviosid, nämlich Steviol, hin. Zurzeit ist die Verwendung von reinem Stevia-Kraut durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) verboten.
Stevia ist für viele die natürliche „Wunderpflanze“, die uns natürliche Süße fast ohne Kalorien verspricht. In der EU ist aber nur die Verwendung der in der Pflanze enthaltenen Steviolglycoside erlaubt. Diese werden in aufwendigen chemischen Verfahren extrahiert. Es stellt sich daher die kritische Frage: wie „natürlich“ sind die Produkte, die mit E 960 gesüßt werden, wirklich?
Außerdem kritisiert wird der ADI-Wert von 4 mg pro kg Körpergewicht. Vor allem bei Kindern kann dieser Wert beim Konsum von mit Stevia gesüßten Erfrischungsgetränken leicht überschritten werden.
Nachteile von Stevia
- Die Süße von Stevia unterscheidet sich von der Süße herkömmlichen Zuckers aus Zuckerrohr oder Zuckerrübe. Viele bemängelnd dabei den Geschmack von Stevia: es schmeckt leicht nach Lakritze und etwas bitter im Nachgeschmack.
- Wer beim Backen Stevia statt Zucker verwenden möchte findet schnell heraus, dass man hier Zucker nicht 1:1 durch Stevia ersetzten kann, da man viel weniger Stevia als Zucker benötigt und dann die Mengenverhältnisse mit den anderen Zutaten nicht mehr passen. Mittlerweile gibt es aber eine Reihe von Kochbüchern mit eigens entwickelten Rezepten.
- In Studien zeigte sich, dass die Aufnahme von Stevia (und andere Süßstoffe) langfristig zu einer Gewichtszunahme führt.
- In Tierversuchen wurde eine Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit beim Füttern mit Stevia festgestellt.
Wird Stevia Zucker gänzlich ersetzen?
Mit der Zulassung von Stevia werden bestimmt neue Produkte auf den Markt kommen. Ebenso wird bei vielen, bereits etablierten, Produkten der Zucker durch Stevia ersetzt werden. Studien, die sich mit dem Geschmack von Stevia beschäftigt haben, wiesen aber z. B. auf einen lang anhaltenden, teils bitteren, Nachgeschmack von Stevia hin.
Es werden wohl die Konsumenten entscheiden, ob sie geschmackliche Veränderungen der Produkte wahrnehmen und hinnehmen. Als 1:1 Ersatz von Zucker schlechthin scheint Stevia nicht geeignet zu sein.
Buchtipps:
- Stevia: Das süße Blatt vom Garten auf den Tisch. Anbau, Ernte, Rezepte. Mit Samentüte (Autoren: Jeffrey Goettemoeller, Karen Lucke)
- Backen mit Stevia: Süßer Genuss ohne Zucker (Autoren: Christiane Schäfer, Sandra Strehle)